Der ein oder andere dürfte in letzter Zeit über den Begriff Haftschaden gestolpert sein und fragt sich nun, was ein Haftschaden sein soll. Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach und hat rein gar nichts mit einer Haftpflichtversicherung zu tun.
Mit Haftschaden werden umgangssprachlich Verhaltensmuster und Angewohnheiten bezeichnet, die Menschen sich während einer Inhaftierung im Gefängnis angeeignet haben und auch später nach ihrer Entlassung aus dem Knast nicht oder nur schwer wieder loswerden. Während man früher damit vorwiegend negative Eigenschaften meinte, umfasst das heute gebräuchliche Verständnis des Begriffs Haftschaden alle Arten von Verhaltensmustern, egal ob negativ, neutral oder gar positiv. Kurz gesagt ist ein Haftschaden ein Spleen oder ein Tick, der auf die Zeit im Gefängnis zurückgeht.
Beispiele, wie sich ein Haftschaden im Leben in Freiheit zeigen kann:
- Besonders penible Reinlichkeit
- Angewohnheit, Gegenstände am Rand der Tischplatte auszurichten
- Aufhorchen beim Geräusch eines klimpernden Schlüsselbundes
- Angewohnheit, Gegenstände zu verstecken
- Lebensmittel zum Kühlen außen vor das Fenster zu stellen, statt sie in den Kühlschrank zu legen
- Selbstgespräche führen
- Zigaretten bis auf den Filter runterrauchen
- Selbstgedrehte Zigaretten werden nur sehr dünn gedreht, jeder Krümel Tabak wird aufgehoben
- Horten uns sammeln von Dingen
- Sparsamer Gebrauch von Klopapier
Mittlerweile hat das Wort Haftschadenauch in die Jugendsprache Einzug gehalten und umfasst dort alle Arten von auf den ersten Blick sonderbaren Angewohnheiten einer Person – unabhängig davon, ob diese überhaupt jemals im Gefängnis gesessen hat oder nicht. Zur Verbreitung des Begriffs Haftschaden haben insbesondere auch Rapper wie Xatar („Haftschaden iz da„) oder GZUZ beigetragen.